Brandschutzerziehung für Kinder mit geistiger Behinderung!
Keine Angst mehr vor »Marsmenschen«
Alexandra Oheim von der Feuerwehr Kaltenbrunn verfasst Zulassungsarbeit über Brandschutzerziehung für Menschen mit Behinderung.
Die Sonderpädagogik-Studentin Alexandra Oheim beim Einsatz.
Brandschutzerziehung ist an jeder Schule ein wichtiges Thema und zweimal im Jahr wird der Ernstfall geprobt. Um Menschen mit einer geistigen Behinderung den sicheren Umgang mit Feuer und das richtige Verhalten im Brandfall beizubringen, arbeitete Alexandra Oheim das Konzept der Brandschutzerziehung auf die Lernstrukturen behinderter Schülerinnen und Schüler um.
Am Mittwoch fand zum Abschluss des Projekts eine Feuerwehrübung an der St.-Nikolaus-Schule statt. »Im Wohnheim in Eisingen haben die Betreuer erfahren müssen, dass Menschen mit Behinderung im Notfall sehr verschreckt sind und sich vor ihren vermummten Rettern teilweise sogar fürchten und verstecken«, erklärte die Rektorin der St. Nikolaus-Schule, Ulrike Sendelbach. Deshalb habe der Elternbeirat beschlossen, die Kinder frühzeitig und intensiv auf einen Brandfall vorzubereiten. Hilfe wurde von der Uni Würzburg geholt, wo sich Studenten auf die Arbeit mit behinderten Menschen vorbereiten.
Die Studentin der Sonderpädagogik Alexandra Oheim las diesen Aushang und sah es sofort als ihre Aufgabe an. Denn die 21-Jährige ist in ihrem Heimatort Kaltenbrunn in der Oberpfalz aktive Feuerwehrfrau und somit für das Thema prädestiniert. Sie begann im Herbst ein Praktikum in der Klasse L3 der St. Nikolaus-Schule und nahm das Projekt Feuerwehr als Zulassungsthema für ihr Staatsexamen. »Einmal pro Woche war ich bei den elf- bis 15-jährigen Schülern, lernte sie zunächst kennen und begann im Januar mit der Brandschutzerziehung«, berichtete Oheim. In zwei Unterrichtseinheiten lehrte sie die jungen Menschen das Wesen des Feuers und den Umgang damit. Weil viele Schüler nicht lesen können, erstellten sie Piktogramme, die wichtige Regeln erklären.
Besuch bei der Feuerwehr
Zur dritten Unterrichtseinheit kamen die Lohrer Feuerwehrleute Clemens Kracht und Harald Heim und übten mit den Schülern das richtige Verhalten im Brandfall. »Und am Montag haben die neun Mädchen und Buben die Feuerwehr in Lohr besucht«, berichtete Feuerwehrmann Bernd Brönner. Dort wurden sie mit lauten Sirenen und großer Schutzausrüstung konfrontiert. Sie sahen, wie ein Feuerwehrmann in seine Ausrüstung schlüpft und dann fast »wie ein Mann vom Mars« aussieht.
»Die Feuerwehrleute ziehen diese Anzüge schon im Feuerwehrauto schnell an«, berichtete Joshua begeistert. Wenn den Kindern im Ernstfall dann so ein »Marsmensch« entgegen kommt, wissen sie, dass sich dahinter nur ein Helfer versteckt und brauchen keine Angst zu haben, ist das Ziel der Aufklärung.
Als am Mittwoch um 9.15 Uhr der Alarm an der St. Nikolaus-Schule ausgelöst wurde, gingen alle zügig und geordnet aus dem Gebäude und versammelten sich unterhalb der Schule auf dem Hartplatz. »Alle rund 50 Schüler verhielten sich vorbildlich«, freute sich die Rektorin. Nur eine Praktikantin blieb im Gebäude und wurde von zwei Feuerwehrleuten in großer Ausrüstung gerettet.
Die Zulassungsarbeit von Alexandra Oheim wird als Vorlage dienen, um die Brandschutzerziehung künftig mit allen Kindern der Lebenshilfe in Lohr und auch in Marktheidenfeld zu intensivieren, merkte Sendelbach an.